Foren

Wir freuen uns, im Rahmen der Online-Tagung das neue Format der Foren anzubieten, das zusätzlichen Raum für Diskussionen und fachliche Vernetzung bietet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Sie können sich während der Tagung über Zoom in eine der „Outbreak-Sessions“ einklinken, sobald es losgeht.

Mittwoch, 17. März 2021, 12.00 Uhr

Isotopes in Archaeometry

Johanna Irrgeher (Leoben)

Die Messung von Isotopenverhältnissen zur Bearbeitung und Beantwortung verschiedener Fragestellungen im Bereich der Archäologie und Anthropologie hat sich über Jahrzehnte zu einem unverzichtbaren Werkzeug entwickelt. Die analytische Methodik ist für die Messung von Isotopen diverser Elemente, wie C, O, N, Sr, Pb und Nd etabliert und weit verbreitet. Neben den traditionellen Systemen, finden zunehmende herausfordernde neue Elemente (z.B. Sn, Cu und Zn) aber auch neue Methoden den Weg in die Archäometrie. Die Probenaufbereitung sowie präzise und genaue Messung der Isotopenverhältnisse dieser Elemente bedarf fundierter, validierter analytischer Methoden. Das Diskussionsforum soll eine Plattform bieten, um Anwender*innen und Analytiker*innen miteinander zu verknüpfen, und die aktuellen Herausforderungen eines etablierten, aber sehr dynamischen, und sich stetig weiterentwickelnden Tools zu diskutieren und neue Erkenntnisse zu gewinnen.

 

Datensammlung Glasanalysen: Sinn, Potentiale & Probleme

Andreas Kronz (Göttingen)

In alter Göttinger Tradition sammeln wir in der Arbeitsgruppe der analytischen Archaeometrie Analysendaten historischer Gläser. Verfolgt man die Publikationen, so ist eine stetige Steigerung der jährlich publizierten Datenenge verfolgbar. Einheitliche Datenrepositorien gibt es (noch) nicht, teils wird der Sinn einer solchen Datensammlung sogar in Frage gestellt. Ich möchte eine Diskussion anstoßen, 1. was eine solche Datenbank alles enthalten sollte, 2. wie mit „kritischen“ (Alt-)Daten umgegangen werden kann, 3. wie die technische Verfügbarkeit verwirklicht werden kann.

 

Montanarchäologie

Peter Tropper/Gerd Goldenberg (Innsbruck)

Die Montanarchäologie beschäftigt sich mit dem Bergbau und Hüttenwesen in einem weiten Forschungsfeld zwischen Georessourcen-Forschung, Kulturgeschichte und Archäometrie. Prospektiert, dokumentiert, analysiert und interpretiert werden Spuren menschlicher Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Gewinnung von mineralischen Rohstoffen und deren Verarbeitung zu Werkstoffen und Gütern in allen Epochen der Menschheitsgeschichte. Die Montanarchäologie arbeitet in hohem Maße interdisziplinär und greift dabei auf Methoden, Expertisen und Ergebnisse aus geistes-, natur- und ingenieurswissenschaftlichen Disziplinen zurück. Hierbei gilt es, eine Brücke zu schlagen zwischen der überwiegend auf archäologischen Quellen basierenden frühen (prähistorischen) Bergbaugeschichte und dem in Form von Schrift- und Bildquellen überlieferten Montanwesen des Mittelalters und der Neuzeit. Die Montanarchäologie hat zum Ziel, unsere Kenntnisse zur Entwicklung der Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Zusammenhang mit der Georessourcen-Nutzung und ihren Auswirkungen auf Mensch, Naturraum und Umwelt zu erweitern und das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen im Allgemeinen zu fördern.

Das Diskussionsforum soll dazu dienen, nachhaltige Kontakte zwischen Forschungsgruppen zu vermitteln und zu fördern, die sich mit montanarchäologischen Fragestellungen im interdisziplinären Kontext beschäftigen. Die Teilnehmer*innen des Forums erhalten die Gelegenheit, sich (besser) kennenzulernen und ihre aktuellen Forschungsprojekte kurz vorzustellen.

 

Donnerstag, 18. März 2021, 12.00 Uhr

Status Quo und Zukunft der Archäometrie in Deutschland

Ina Reiche (Paris)

Status Quo?:

Welche Gebiete der Archäometrie sind deutschlandweit gut repräsentiert? Welche speziellen Fächer müssten gestärkt werden, damit die wissenschaftlichen Kompetenzen weiterhin erhalten bleiben? Wo liegen die Stärken und die Schwächen der Kompetenzen in Deutschland? Wie wird die Archäometrie von den anderen Fächern anerkannt und bewertet?

Zukunft?:

Wie steht die deutsche Community im internationalen Vergleich da? Gibt es Teilgebiete, die im internationalen Vergleich besser unterstützt werden sollten? Welche sind die zukunftsträchtigen Arbeitsfelder, die in Deutschland unterrepräsentiert sind? Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit in der Archäometrie? Wie können die Forschungsförderung und die Nachwuchswissenschaftler/innen besser gefördert und verstetigt werden? Wie wichtig ist es für Deutschland an den Europäischen Infrastrukturinitiativen IPERION-HS und E-RIHS federführend beteiligt zu sein?

 

Biominerals in artefacts

Klaus Bente und Hieronymus Hölzig (Tübingen/Leipzig)

Bio-minerals in artefacts – mostly components within composite materials – have a long tradition in different cultures and ages. Their importance results from mythological and concrete man’s life circumstances as well as from their availability, workability and durability. Those materials in various types of e.g. coral, ivory, shells, amber, bones and teeth, are used as jewelry, for ritual purposes, as weapons and tools, and even as a means of payment. They therefore represent social, religious, economic, esthetic signatures as well as trade networks and craftsman competences. Material classifications and interpretations require differentiated archaeometric characterizations, which are to be carried out with a variety of methods that are as non-destructive as possible implying data on recent and comparable materials.

 

Einsatz verschiedener MS-Techniken im Bereich Archäometrie

Annemarie Kramell (Halle, Saale)

Alter, Herkunft, verwendete Materialien und Technologien, Erhaltungszustand. Dies sind zentrale Fragen bei der Untersuchung von Kulturgütern. Moderne massenspektrometrische Verfahren können – zumeist unter Einsatz kleiner Probenmengen – zur Beantwortung dieser Fragen beitragen. So können Isotopenanalysen mittels EA-IRMS (Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie), MC-ICP-MS (Multikollektor-Massenspektrometer mit induktiv gekoppeltem Plasma) oder AMS (Beschleuniger-Massenspektrometrie) beispielsweise Auskunft zur Herkunft eingesetzter Rohstoffe, Ernährungsgewohnheiten oder zum Alter von organischen Materialien geben. Aber auch Hinweise zur molekularen Zusammensetzung von historischen bzw. archäologischen Objekten, welche wiederum Rückschlüsse auf eingesetzte Materialien und Alterungsprozesse erlauben, können mit Hilfe von massenspektrometrischen Techniken erhalten werden.

Das geplante Diskussionsforum soll einerseits einen Erfahrungsaustausch zwischen Anwendern ermöglichen. Andererseits sollen derzeitige und zukünftige Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen MS-Techniken im Bereich Archäometrie diskutiert werden.

 

Probennahme und Analytik an Metallartefakten. Potentiale, Limitationen und mögliche gemeinsame Standards zwischen Erhaltung und analytischer Erkenntnis & Präzision.

Katrin Westner (Lyon)

Naturwissenschaftliche Untersuchungen an archäologischen Objekten erfordern oftmals den Einsatz (minimal) invasiver Probennahme- oder Analyseverfahren, um präzise Daten für archäometrische Fragestellungen zu erlangen. Diese Methoden beinträchtigen zumindest in geringem Maß die Integrität der Artefakte und erfordern so einen engen Dialog zwischen analytisch arbeitenden Wissenschaftlern, Kuratoren und Restauratoren zur Auswahl der zu untersuchenden Objekte, der verwendeten Probennahme- und Analysemethoden und sich möglicher daran anschließender Restaurierungsverfahren. Dieses Diskussionsforum macht sich den interdisziplinären und thematisch vielfältigen Charakter der Tagung zunutze und soll zum Austausch und zur Vernetzung der Beteiligten dienen.

 

Freitag, 19. März 2021, 12.00 Uhr

 Historisches Kalkbrennen und Mörtelherstellung

Jörg Mutterlose (Bochum)

Die Technik des Kalkbrennens und die damit verbundene Herstellung von Mörteln spielt im Nahen Osten schon seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle und wurde von den Römern perfektioniert. Dabei wird Kalkstein (CaCO3) als Ausgangsstoff durch Brennen bei Temperaturen zwischen 800 – 1200°C zu Branntkalk (CaO) überführt.

Das geplante Diskussionsforum soll sich mit der Frage beschäftigen, welche Methoden uns Informationen zum Ursprung des kalkigen Ausgangsgesteins und zu den historischen Brennprozessen liefern können. Es sind z. B. Beiträge von folgenden Disziplinen denkbar:

  1. a) Archäologie: Wie detailliert sind historische Kalkbrennprozesse (z. B. Funde von Kalkbrennöfen, T°C, Zuschlagstoffe) dokumentiert und belegbar? Rekonstruktion der Herkunft des Materials durch Archivalien?
  2. b) Geochemie: Der Beitrag geochemischer Daten (z. B. Isotopie, Spurenelemente) zur Rekonstruktion von Brenntemperaturen und der Provenienz des Ausgangsmaterials.
  3. c) Geologie: Ermittlung von Brenntemperaturen und der Herkunft des Ausgangsmaterials über geologische Befunde (z. B. Vorkommen, Stratigraphie).

Wissenschaftskommunikation

Thomas Rose (Beer-Sheva, Israel)

Seit ihren Anfängen wurden archäologische Erkenntnisse instrumentalisiert um Ideologien und politische Agenden zu rechtfertigen. Heutzutage führen beispielsweise aDNA-Studien zu wissenschaftlich vielleicht wenig überraschenden, aber die Öffentlichkeit stark polarisierenden archäologischen Erkenntnissen, welche wiederum von gesellschaftlichen Gruppen aufgegriffen und in einer zunehmend postfaktisch agierenden Gesellschaft ideologisiert werden. Oftmals verbunden mit starkem Wissenschaftsskeptizismus bilden sich heute immer mehr parallele Informationswelten, deren stark selektive Inhalte weiter zur Instrumentalisierung und Polarisierung beitragen.
Das Forum möchte eine Gelegenheit zum Austausch und zur Diskussion in diesem Spannungsfeld geben: Welche Strategien der Wissenschaftskommunikation haben sich bewährt? Welchen Beitrag können wir als naturwissenschaftliche Archäologen leisten um der zunehmenden Ideologisierung und Instrumentalisierung archäologischer Erkenntnisse entgegen zu wirken?

 

Bildgebende Verfahren in der Archäometrie

Anika Retzmann (Leoben)

Von Zeichnungen, über fotografische Abbildungen und bildgebende Verfahren mit spezifischen chemischen Informationen bis hin zu atomar aufgelösten Strukturen von einzelnen Bestandteilen spannt sich das Feld der Methoden, die eingesetzt werden, um aus „Bildern“ historischer Artefakte neue Informationen zu gewinnen. Neben der Herausforderung, die „richtige“ Methode für die entsprechenden Fragestellungen zu finden, sind es neue Fragestellungen, die durch die Weiterentwicklung analytischer Methoden entstehen. Zudem werden im Zuge der Digitalisierung zunehmend die durch einzelne individuelle Methoden entstandenen Bilder miteinander zu „Hypercubes“ verknüpft, um durch geeignete statistische Verfahren neue Erkenntnisse zu gewinnen. Das Forum soll die Breite der Möglichkeiten der Methoden und Anwendungen aufzeigen und die Gelegenheit geben, die Herausforderungen, die durch die rasante Entwicklung im Bereich der bildgebenden Verfahren entstehen, kritisch zu diskutieren.